Kunz’ Wahl beendet die Amtszeit von Ursula Egli (SVP), die nach einer von Kontroversen geprägten Legislatur ihre Stelle im Wiler Stadtrat räumen muss. Besonders die starke Position der politischen Mitte war im zweiten Wahlgang entscheidend.
Stabilität und Veränderung
„Ich bin überwältigt von diesem Ergebnis und freue mich auf die neuen Aufgaben. Die Deutlichkeit hat uns überrascht – wir hatten mit einem knappen Rennen gerechnet. Heute wird gefeiert, aber schon bald beginnt die Arbeit,“ erklärte Cornelia Kunz im Interview mit Wil24. Mit ihrem bodenständigen Auftreten und dem klaren Fokus auf die Umsetzung bestehender Projekte hat Kunz das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gewonnen. Ihr klarer Wahlsieg spiegelt den Wunsch nach einem frischen Ansatz im Stadtrat wider, der sowohl Stabilität als auch Veränderung verspricht.
Ursula Egli: Mobbingvorwürfe
Für Ursula Egli war die Legislatur von erheblichen Herausforderungen geprägt. Die wohl schwerwiegendste Belastung waren Mobbingvorwürfe gegen sie, die zu einem zentralen Thema im Wahlkampf wurden. Ein Bericht der Geschäftsprüfungskommission (GPK) kam zu dem Schluss, dass Egli versucht hatte, einer Stadtplanerin ohne triftige Gründe zu kündigen und sie darüber hinaus finanziell zu benachteiligen. Diese Vorwürfe führten zu einer deutlichen Rüge durch den Stadtrat und schwächten ihre Position erheblich.
Hinzu kam das umstrittene Werkhof-Projekt, das am Wahlsonntag ebenfalls von der Bürgerschaft abgelehnt wurde. Kritiker, insbesondere aus bürgerlichen Kreisen, bezeichneten das Projekt als überteuert und unzureichend durchdacht. Der fehlende „Plan B“ wurde als strategischer Fehler Eglis gewertet. Gut möglich, dass genau dieses Werkhof Projekt schliesslich zum berüchtigten Tropfen für Egli wurde.
Die Stärke der Mitte
Im zweiten Wahlgang zeigte die Wiler Mitte eindrucksvoll ihren Einfluss. So konnte Manuel Nick (SP) den Sitz von Dario Sulzer souverän verteidigen, während Cornelia Kunz auch dank den Mitte-Wählern der FDP einen zusätzlichen Sitz sicherte – jenen, den man noch vor 4 Jahren von Daniel Meili an Ursi Egli verlor. Kunz überzeugte bereits früh im Wahlkampf mit ihrer offenen Kommunikation, ihrer Kompetenz und einem klar strukturierten Programm. Als Tochter einer Gastwirtsfamilie und Finanzexpertin präsentierte sie sich volksnah und gleichzeitig sachlich. Besonders ihr Versprechen, laufende Projekte abzuschliessen, bevor neue Visionen entwickelt werden, fand grossen Anklang.
Spannende Herausforderungen im Ressort Bau, Umwelt und Verkehr
Mit Ursula Eglis Abgang steht das Departement Bau, Umwelt und Verkehr vor einem Neuanfang - schon wieder. Egli hatte gehofft, eine zweite Amtszeit zu sichern, um langfristige Projekte weiterzuführen. Nun bleibt offen, wer dieses komplexe und strategisch wichtige Ressort übernehmen wird. Ob Cornelia Kunz, Manuel Nick oder ein anderes Mitglied des neu gewählten Stadtrats – das Departement erfordert sowohl frische Ideen als auch eine klare Linie, um die Weichen für die Zukunft von Wil zu stellen. Die Botschaft der Wählerinnen und Wähler ist klar: Es braucht frischen Wind, der Pragmatismus und Stabilität vereint.