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Wahlen 2024 Stadt Wil
06.09.2024
05.09.2024 21:27 Uhr

"Der Stadtrat muss konsensorientiert arbeiten"

Sebastian Koller, Wil: privat unterwegs. Bild: zVg. / wil24.ch
Der Wiler Stadtparlamentarier Sebastian Koller kandidiert am 22. September 2024 für einen Sitz im Wiler Stadtrat. Im folgenden Interview stellt er sich vor und gibt Einblick in seine Motivation und seine Ziele.

Sebastian Koller, wer sind Sie?
"Ich bin ein Wiler 'Ureinwohner' mit vielseitigen Interessen. In meiner Jugend faszinierten mich vor allem die Natur und die Tierwelt. Deshalb studierte ich zunächst Veterinärmedizin und habe gleichzeitig begonnen, mich für den Natur- und Umweltschutz zu engagieren. Durch meine Tätigkeiten in der Naturgruppe Salix und in der IG Weierwisen kam ich in Berührung mit der Lokalpolitik, trat den GRÜNEN bei und wurde mit 22 Jahren Stadtparlamentarier. Als GPK-Mitglied konnte ich sämtliche Aufgabenbereiche der Stadt kennenlernen und begann, mich neben der Umweltpolitik auch für ganz andere Themen zu interessieren. Weil mir dabei die grosse Bedeutung des Rechts für die Staatstätigkeit bewusst wurde, habe ich mich zu einem juristischen Zweitstudium entschlossen. Heute arbeite ich hauptberuflich als Politischer Sekretär für die GRÜNEN. Daneben bin ich als Rechtsberater tätig und beschäftige mich wissenschaftlich mit dem Schnittstellenbereich von Recht und Veterinärwesen. Eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt ausserdem die Musik. Diese Leidenschaft wurde mir als Sohn des Wiler Musikdirektors quasi in die Wiege gelegt. Ich spiele Klavier und gelegentlich Alphorn, besuche Sinfoniekonzerte und komponiere auch selbst Musikstücke. Dass ich mich sowohl im Kulturwesen als auch in der Politik auskenne, kommt mir in meiner Funktion als Präsident der IG Kultur Wil zugute. Erholung finde ich in der Natur bei Spaziergängen mit der Hündin meines Firmgöttis, Ruedi Schär."

Was motiviert Sie, sich als Stadtrat zu engagieren?
"Ich sehe in der Stadt Wil ein grosses Entwicklungspotenzial. Mich reizt die Möglichkeit, unser lokales Lebensumfeld ganz konkret mitzugestalten. Als Parlamentarier ist es mir gelungen, einige Projekte anzustossen, welche massgebend zu einer positiven Entwicklung der Stadt beitragen können. Ich denke vor allem an den Stadtpark Obere Weierwise und das Kultur- und Musikschulzentrum 'Turm'. Leider bekundet die Wiler Politik häufig Mühe, solche Projekte zielstrebig zu realisieren. Als Stadtrat könnte ich Projekte nicht nur initiieren, sondern auch Verantwortung für die Umsetzung übernehmen."

Welchen Rucksack bringen Sie dafür mit?
"Nach 14 Jahren im Parlament bin ich mit den politischen Abläufen vertraut und weiss über fast alle Tätigkeitsbereiche der Stadt Bescheid. Durch mein langjähriges Engagement in Vereinen ist mir auch bewusst, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Politik und Zivilgesellschaft ist. Ich kenne die unterschiedlichen Perspektiven und würde mich in der neuen Rolle als Stadtrat sicherlich schnell zurechtfinden. Neben meiner politischen Erfahrung verfüge ich als Jurist auch über eine fachliche Qualifikation für das Stadtratsamt. Viele politische Turbulenzen und Blockaden lassen sich vermeiden, wenn man rechtliche Problemstellungen frühzeitig erkennt."

Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit den Ratsmitgliedern aus den anderen Parteien vor?
"Die Rolle eines Stadtrates unterscheidet sich von der Rolle eines Parlamentariers. Der Stadtrat ist eine Kollegialbehörde und muss konsensorientiert arbeiten. Im Optimalfall sollten alle politischen Kräfte in der Exekutive eingebunden sein. So lassen sich breit abgestützte Lösungen für die Herausforderungen unserer Stadt finden. Aus Vereinsvorständen und Kommissionen bin ich es gewohnt, mit Angehörigen anderer Parteien zusammenzuarbeiten. Es ist mir wichtig, immer strikt zwischen Person und Sache zu trennen. Auf der Sachebene braucht es manchmal zähe Auseinandersetzungen, um zu einer tragfähigen Lösung zu gelangen. Auf der persönlichen Ebene muss man trotz politischer Differenzen einen kollegialen und vertrauensvollen Umgang pflegen."

Gibt es konkrete Themen, die Sie anpacken, bzw die Sie neu aufs Tapet bringen möchten?
"Natürlich liegt mir die Umsetzung jener Projekte besonders am Herzen, die ich als Parlamentarier mitinitiiert habe: Stadtpark, «Turm», Sicherheitsdienst, Naturförderprogramm usw. Aber es gibt noch viele weitere Themen, die angegangen werden müssen. Wil hat seit der Jahrtausendwende zu wenig in die Stadtentwicklung investiert und braucht eine Investitionsoffensive. Schulbauten, Verkehrsinfrastruktur, Wohnraum, Energieversorgung, Klimaanpassung und Hochwasserschutz – alle diese Investitionen sind für unsere Zukunft wichtig. Dringenden Handlungsbedarf sehe ich auch beim Personalwesen: Die ständigen Fluktuationen kosten enorm viel Geld und führen zu Verzögerungen bei wichtigen Projekten. Ebenfalls Anlass zur Sorge geben die Integrationsprobleme, die wir unter anderem an den Schulen beobachten und die auf eine Entwicklung von Parallelgesellschaften hindeuten. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um die Integration und die Chancengleichheit zu verbessern – ansonsten wird der Preis für unsere Gesellschaft hoch sein."

Warum sollen die Wilerinnen und Wiler Sie wählen?
"Ich verfüge über einen soliden politischen Leistungsausweis. Mit Kreativität und Beharrlichkeit werde ich die Herausforderungen der Stadt Wil angehen und mich für konsensfähige Lösungen einsetzen. Die Stimmberechtigten wissen, wofür ich stehe. Wer sich beispielsweise eine baldige Umsetzung des Stadtparks Obere Weierwise wünscht, kann dies mit meiner Wahl in den Stadtrat unterstützen."

Ein Schlusswort?
"In der Politik ist es wie in der Musik: Die Kunst besteht darin, Vielstimmigkeit harmonisch klingen zu lassen (frei nach Georg Wilhelm Exler)."

Jürg Grau